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Regeneratfaser

Aktualisiert: 21. Apr. 2022

Wenn man an Chemiefasern denkt, denkt man oftmals an die verschiedensten synthetischen Polymere. Eine Untergruppe der Chemiefaser sind jedoch die Regeneratfasern oder auch Man-Made Fasern genannt. Diese basieren auf natürlich vorkommenden nachwachsenden Rohstoffen, die in chemischen Herstellungsverfahren zu Fasern verarbeitet werden. Aus diesem Grund werden diese Stoffe auch oft als halbsynthetisch beschrieben: halb natürlich, halb künstlich.


Textile Greece

Dass aus Holz Papier hergestellt wird, ist mittlerweile den meisten bekannt. Dass Holz jedoch auch Ausgangsmaterial für Textilien ist, hingegen weniger. Mit Hilfe von Chemikalien kann es in seine Einzelbestandteile zerlegt werden, um an die zur Herstellung von Textilfasern und Bekleidungsstoffen ausschließlich benötigte Zellulose heranzukommen.


Viskose - Regeneratfaser aus Holz

Die klassische Textilfaser, die aus der Zellulose des Holzes hergestellt wird, ist die Viskose. Das Verfahren zur Viskoseherstellung ist seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt. Es beruht auf komplexen chemischen Prozessen, wobei an die Zerkleinerung des Holzes Koch- und Bleichabläufe, Löse- und Spinnverfahren anschließen. Die Zellulose wird aufgelöst und anschließend durch Spinndüsen gepresst. Für den Spinnprozess werden daher Lösemittel und Chemikalien zwingend benötigt, was erklärt, warum Viskose nicht zu den Naturfasern, sondern zur großen Gruppe der Chemiefasern zählt. Eine irreführende Zuteilung, denn letztlich sind die Chemikalien nur Teil des Produktionsprozesses und nicht Teil der Faser selbst. Diese ist am Ende wieder von allen Chemikalien befreit und besteht zu 100 Prozent aus Zellulose, der Hauptsubstanz des Holzes.


Stoff aus Tencel®

Lyocell - die umweltschonende Alternative

Das Viskose Herstellungsverfahren wurde stetig weiterentwickelt, wodurch beispielsweise die Modalfaser entstanden ist. Sie stellt eine Viskosespezialfaser dar, die durch ein verbessertes Verfahren fester und strapazierfähiger ist. Die tatsächliche Innovation gelang jedoch durch das österreichische Unternehmen Lenzing mit Lyocell®- einer neuen Fasergeneration, die deutlich umweltschonender hergestellt wird. Diese Methode beruht im Wesentlichen darauf, Zellstoff in dem organischen und nicht toxischen Medium NMMO (N-Methylmorpholin-N-Oxid) zu lösen und aus dieser Lösung Fasern herzustellen. Im Gegensatz zu der normalen Viskose Herstellung wird hier ohne Natronlauge gearbeitet und man verwendet nur ungiftige Lösungsmittel.


Das Besondere daran: Lenzing fand hierbei einen Weg, die eingesetzten Lösungsmittel in einem geschlossenen Kreislauf zu halten und 99,8 Prozent rückzugewinnen.


Schauen wir uns eine Lyocellfaser aus dem Hause Lenzing mal etwas genauer an: Wie viele andere neue Stoffe ist Tencel® eine geschützte Marke. Tencel erinnert je nach Bearbeitung an Seide, Wildleder, Moleskin oder Wolle. Da Tencel aus einem pflanzlichen Rohstoff (meist Eukalyptus) besteht, ist der Stoff biologisch abbaubar. Die Chemikalien, die während der Produktion eingesetzt werden, werden nach dem closed-loop-Prinzip aufgefangen und wiederverwendet.


Textile Greece

Außerdem gut: Eukalyptus kann in Europa angebaut werden, wodurch man erhebliche Emissionen beim Transport einsparen kann. Zudem gilt Eukalyptus als extrem ertragreich und benötigt daher eine geringe Fläche zum Anbau.


Baumwolle – Potentiale bereits ausgeschöpft

Aktuell machen Zellulosefasern aus Holz 6 Prozent der gesamten weltweiten Faserproduktion aus. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ist zu erwarten, dass in den kommenden Jahren eine verstärkte Nachfrage nach Textilien auf Basis von Holz zu erwarten ist.


Grund dafür sollte die stetig steigende Nachfrage nach Kleidung sein, die durch die steigende Weltbevölkerung angetrieben wird und die Modezyklen kürzer geworden sind. Der erhöhte Bedarf lässt sich nicht durch Baumwolle decken, worauf der sinkende Anteil am Fasermarkt hindeutet: 1990 lag der Baumwollanteil noch bei 49 Prozent, 2000 nur noch bei rund 40 Prozent und heute liegt er bei 33 Prozent.


Der Hauptgrund ist, dass der Anbau von Baumwolle große Mengen an Land und Wasser benötigt - Ressourcen, die nur begrenzt zur Verfügung stehen und in erster Linie für die Nahrungsmittelproduktion zwingend benötigt werden.


organic cotton vs Tencel®

Umweltbewusste Mode aus Holzfasern

Aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz werden mit Hilfe von geschlossenen Chemikalienkreisläufe sowie energetischen Optimierungen hochwertige Naturprodukte hergestellt. Von energetischer Optimierung ist die Rede, da alles, was vom Baumstamm übrig bleibt, zur Energieerzeugung genutzt wird und dadurch 87 Prozent der benötigten Energie für das Herstellungsverfahren durch das Verbrennen der Rinde erzeugt wird.


Im Vergleich zu den voll synthetischen Materialien punkten die Regeneratfasern mit hervorragenden Materialeigenschaften: Die Fasern auf Holzbasis absorbieren Feuchtigkeit, während bei synthetischen Materialien wie z. B. Polyester die Feuchtigkeitsaufnahme auf Grund der Struktur unmöglich ist. Zellulosefasern sind in der Lage, Wasser durch die Porenstruktur aufzunehmen, zu speichern und bei Bedarf abzugeben. Dies führt zu einer aktiven Feuchte- und Thermoregulation, neutralen elektrischen sowie antibakteriellen Eigenschaften.

 

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