Immer häufiger hören wir den Begriff organic Cotton. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff und was ist der Unterschied zur herkömmlichen Baumwolle?
Baumwolle ist nach wie vor der mengenmäßig bedeutendste Naturfaserstoff. In den letzten dreißig Jahren hat sich die Weltproduktion an Rohbaumwolle fast verdoppelt, obwohl die Anbauflächen nur geringfügig zugenommen haben. Grund dafür ist der menschliche Eingriff in die Natur wie beispielsweise die Züchtung ertragreicher Sorten, intensivere Dünger sowie ein höherer Einsatz von Pflanzenbehandlungs- und Unkrautvernichtungsmitteln. Die Folgen des Chemikalieneinsatzes bei Anbau und Gewinnung von Baumwolle auf Mensch und Umwelt sind in den letzten Jahren heftig diskutiert worden und in das Bewusstsein der Menschen gerückt.
5 Fakten über organic cotton
1. Reduzierung des Wasserverbrauchs um 70 %
Für ein optimales Wachstum benötigt die Baumwollpflanze ein heißes, feuchtes Klima. Da diese Voraussetzungen jedoch nicht überall gegeben sind, werden ca. 50 % der Baumwollfelder künstlich bewässert. Von der Aussaat bis zur Ernte der Baumwolle vergehen ca. 5-6 Monate. Über diesen Zeitraum wird für 1 kg konventioneller Baumwolle zwischen 10.000 und 17.000 Liter Wasser benötigt, in sehr trockenen Regionen (z. B. Afrika) sogar bis zu 29.000 Liter. Um diese Zahlen etwas besser zu verdeutlichen: In eine Badewanne passen 150 l. Rund 100 mit Wasser gefüllte Badewannen werden benötigt, um 1 kg Roh Baumwolle ernten zu können. Nun denkt man sicherlich, 1 kg Baumwolle, daraus kann bestimmt einiges draus gemacht werden- falsch gedacht! 1 kg Baumwolle wird benötigt um genaue 1 (!) T-Shirt herzustellen. Unfassbar, oder?
Beim Anbau von organic cotton werden anstatt 100 Badewannen nur 30 (70% weniger) benötigt. Diese Wassereinsparung wird hauptsächlich durch intelligente Tröpfchen-Bewässerung oder die Nutzung des natürlichen tropischen Monsuns erreicht. Durch die biologische und nachhaltige Landwirtschaft lassen sich zudem mehr organische Stoffe im Boden binden, wodurch die Baumwollpflanze bis zu 30 % mehr Wasser aufnehmen kann.
2. Organic cotton benötigt keine Chemie!
Die Baumwollpflanze ist während ihrer 6-monatigen Wachstumsphase sehr anfällig gegenüber Schädlingen und Insekten. Bis zu 30x in der Saison werden beim Anbau von konventioneller Baumwolle die Felder mit chemischen Düngern behandelt, um die Pflanze schneller und besser wachsen zu lassen. Der Einsatz von chemischen Düngern erzeugt zum einen eine Gefahr für die Menschen, welche auf den Feldern arbeiten, die oftmals keine Schutzkleidung tragen und dadurch in den direkten Kontakt mit den chemischen Substanzen kommen oder einatmen. Zum anderen sind die Felder nach jahrelangen Düngereinsatz nicht mehr fruchtbar. Der Einsatz von Chemikalien schadet also nicht nur den Menschen, sondern auch der Natur.
Der Anbau von organic cotton erfolgt nach den Grundsätzen der biologischen Landwirtschaft. Chemische Dünger und Pestizide werden durch Pflanzenarten ersetzt. Zum Beispiel werden Lockpflanzen zwischen den Baumwollpflanzen gepflanzt, welche die Insekten anziehen und die Baumwoll-Schädlinge fressen. Chemische Dünger werden durch organische Dünger ersetzt wie Tiermist oder Gründüngung. Durch zusätzliche Kompostierung und Zwischenkulturen wird die Bodenqualität verbessert und somit eine langfristige Fruchtbarkeit der Böden erreicht.
3. Der Anbau von bio Baumwolle schont Ressourcen
Es ist kaum vorstellbar, aber weltweit werden 20 % aller Insektizide und 10 % alles Pestizide nur für den Baumwollanbau produziert. Ganze 83 % des hergestellten Stickstoffdüngers landet in der Umwelt! Für die Herstellung der chemischen Stoffe bedarf es Energie, stößt CO2 aus und belastet zugleich unsere Umwelt. Durch die biologische Landwirtschaft sind diese chemischen Hilfsmittel verzichtbar. Durch Mischkulturen, Fruchtwechseln sowie organischen Dünger kann die Zahl der Mikroorganismen im Boden erhöht werden, was den Boden lockert und ihn langfristig fruchtbar macht. Dies ist nahezu co2-neutral und schont die Umwelt.
Spätestens hier wird einem bewusst, dass der Anbau von organic cotton wesentlich aufwendiger ist als bei konventioneller Baumwolle. Die Felder müssen regelmäßig beobachtet und geschützt werden. Dieser zusätzliche Aufwand kostet Geld und Zeit, was wiederum leider immer noch viele Produzenten scheuen.
4. Organic cotton ganz ohne Gentechnik!
Die Auswirkungen von genmanipuliertem Saatgut sind für uns Verbraucher nur schwer abschätzbar. Das Saatgut jedoch entscheidet beim Anbau der Baumwolle hauptsächlich über die Qualität der später verwendeten Baumwollfaser. 76 % des weltweit verwendeten Baumwoll-Saatguts ist gentechnisch verändert.
Saatgut kann aus gentechnisch veränderten Pflanzen selbst nicht gewonnen werden, was dazu führt, dass Bauern bei Saisonbeginn gentechnisch verändertes Saatgut von Großunternehmern und Konzernen kaufen müssen. Hierbei verschulden sich viele Bauern und dies treibt die Bauern immer weiter in die Abhängigkeit von Ihren Kapitalgebern.
Beim Anbau von organic cotton kann der Samen aus den geernteten Baumwollpflanzen gewonnen werden und für die nächste Saison verwendet werden. Die überschüssigen Baumwollsamen können ebenfalls weiterverarbeitet werden, z. B. als Baumwollöl. Die restlichen Abfälle der Rohbaumwolle dienen z. B. als Futter für Tiere. Damit bildet der Anbau von organic cotton einen nachhaltigen Kreislauf, in dem Ressourcen wieder verwendet und nicht weggeworfen werden.
5. Organic cotton sichert Kleinbauern einen bescheidenen Wohlstand
Wie bereits erwähnt, ist der Anbau von organic cotton aufwendiger, weshalb große Konzerne und Unternehmen diesen Aufwand scheuen. Nach einer Studie des BMZ sind weltweit ca. 75 % der Baumwollproduzenten Kleinbauern, deren Erträge meist nicht ausreichen, um sich und ihre Familien zu ernähren.
Der Anbau von organic cotton erlaubt den Landwirten eine faire Bezahlung und sie sind keinen lebensbedrohlichen Substanzen ausgesetzt. Die langfristig und nachhaltig ausgerichteten Projekte sichern inzwischen vielen Menschen einen Wohlstand mit Ressourcen für Bildung und Gesundheit. Die steigende Nachfrage sowie die fairere Bezahlung beim Anbau von organic cotton steigert zudem den Anreiz, auf den Anbau von organic cotton umzusteigen.
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